Massendemonstration mit anschließenden Ausschreitungen

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Am Freitag versammelten sich in der Panepistimio und vor dem Hauptgebäude der National und Kapodistrian Universität mehrere tausend Demonstranten. Der Platz wurde laut mit Musik beschallt, kurze Ansprachen gehalten, Flugzettel in die Luft geworfen. Die Menge bestand nicht aus einer einzigen Gruppierung, neben zahlreichen Schülern und Studenten fanden sich ebenso Teile der arbeitenden Bevölkerung, politische Gruppierungen, Parteien und auch viele ältere Menschen ein.

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Gegen 14 Uhr startete die Demonstration in Richtung Omonia-Platz, um von dort in die Stadiou zu wechseln und Richtung Snytamga/Parlament zu marschieren. Parolen wurden durch Megafone verkündigt, an den teilweise erst neu gestrichenen Hauswänden wurden per Spraydose Symbole oder Sprüche hinterlassen.

Unter das letzte Drittel des Zuges mischten sich von außen kenntlich viele schwarzgekleidete, mit Gasmasken ausgestatte Personen in größeren Ansammlungen.
Die Polizei sperrte die umliegenden Straßen während des Marsches weitreichend ab, hielt sich aber sonst in den Seitenstraßen versteckt und zeigte keinerlei merkbare Präsenz.

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Am Snytagmaplatz waren zahlreiche Polizeieinheiten zur Sicherung des Parlamentsgebäudes aufgestellt. Als der Demonstrationszug schließlich das Parlament erreichte, blieb dieser erst einmal für eine kurze Zeit stehen. Viele Demonstranten verließen hier den Zug, erste Gruppierungen zogen weiter in die Panepistimo in Richtung des Ausgangspunktes zurück.

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Schließlich marschierte eine große Menschengruppe in die komplett von der Polizei abgeriegelte Straße neben dem Parlament. Der Zug kam vor Blockade zum Stehen, die Polizei wird laut beschimpft.

Doch für Minuten blieb die Situation vage, was genau passieren wird. Schließlich ziehen die Gruppe Demonstranten ab, während schon die nächste Gruppe, bestehend aus meist in schwarz gekleideten Personen, in Richtung Polizei marschierte. Einzelne Gasmaskenträger waren ebenfalls in der Masse erkennbar.

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Nach einigen Minuten zündete die Polizei die ersten Tränengasbomben. Die Menge zerstreute sich, Schaulustige und Demonstranten flohen vor der sich ausbreitenden Gaswolke in die U-Bahn und die nächstgelegenen Seitenstraßen. Man hielt sich schalfs und Jacken vors Gesicht, um die Wirkung des Tränengases zu unterbinden oder zu verzögern.

Die verstreuten Radikalen zogen sich darauf in der Panepistimio vor das Gebäude der National und Kapodistrian Universität zurück, und entzündeten von dort aus Brandsätze, Rauchbomben und Feuerwerk gegen die vielen Polizeikräfte. Diese hielt Abstand zum Gebäude, und versuchten tendenziell eher einzelne Ausbrecher festzunehmen, als die Masse dort zu fassen. Wiederholt wurde sehr oft Tränengas von Seiten der Polzei eingesetzt.

Schließlich zogen die Radikalen sich weitgehend vom Platz ab in die dahinter gelegenen Straßen, um sich dort mit der Polizei weitere Auseinandersetzungen zu liefern.

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Hinter der Akadimias konnte die Polizei einige Personen festnehmen. Allerdings wurden die Einheiten lauthals von Passanten und Demonstranten umstellt, die eine Abführung verhinderten.

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Zusätzliche Polzeikräfte wurden angefordert, um einen weiteren äußeren Kreis um die Menge zu bilden und die Demonstranten zurückzudrängen. Schließlich wurde doch Tränengas in der Menge gezündet, um möglichst schnell die Masse an Menschen aufzulösen.

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Mit Polizeigewalt wurde die anwesende Presse ebenso davon abgehalten, weiter vorzurücken und das Geschehen genauer zu betrachten. Ein Fernsehkameramann hob darauf seine Kamera zum Protest nach oben, viele Menschen skandierten mit ihm. Schließlich gewährte man doch einen eingeschränkte Zugang für Medienschaffende, jedoch nur mit Presseausweis, so dass sehr wenige die Absperrlinie der Polizei passieren durften.

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In Exarchia selbst hatten sich auch mehrere Gruppen von Radikalen zurückgezogen. An der Todesstelle Alexandros hielten sich zeitweise ungefähr 30 Menschen auf. Mülleimer wurden in Brand gesteckt, Steine in Richtung Polizei geworfen. Bis in die frühen Abendstunden gab es hier und in anderen Teilen des Viertels immer wieder Kämpfe zwischen kleineren Gruppen und der Polizei, zahlreiche Tränengasbomben kamen dabei zum Einsatz.

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Schüsse auf einen Polizisten

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In der letzten Nacht schossen Unbekannte auf einen Wachpolizisten vor dem Kultusministerium im Athener Viertel Exarchia. Der Mann wurde lebensgefährlich verletzt, zahlreiche Personen bei einer anschließenden Fahndung von der Polizei festgenommen.
Persönlich habe ich davon letzte Nacht nichts mitbekommen, nur die Absperrung der Straße am Abend verwies auf das Geschehen.

Verschiedene Artikel zum Nachlesen:
Spiegel
Süddeutsche
Tagesschau
BBC

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Protest in „The Mall“

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In der Nähe des Geländes der Olympischen Spiele von 2004 liegt ein sehr großes Einkaufszentrum, „The Mall“ genannt. Dort marschierte letzten Montag ein Protestzug von ungefähr 100 Studenten und Jugendliche durch die weitläufigen Gänge des Gebäudes. Es wurde gegen der allgemeine Konsumwahn, die soziale Ungerechtigkeit und die schlechten Arbeitsbedingungen angeprangert. „Wir sind alles frei … um zu konsumieren“ stand auf den Flyern, die verteilt oder durch die Gänge geworfen wurden. Vereinzelt wurden gefüllte Kaffeebecher in die Menge geworfen.

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Am Ende des Protests wurde der Weihnachtsbaum vor dem Gebäude mit Müll beworfen. Christbaumkugeln wurden herausgerissen und als Fussball missbraucht, oder gar zerstört. Anschließend löste sich die Gruppe auf.

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Feiertagsruhe

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Über die Weihnachtstage ist das Gelände der Poltechnio wie ausgestorben. Gestern und heute war dort keine Menschenseele zu sehen. Die Tore sind verschloßen, die Plakate an den Zäunen komplett verschwunden. Es scheint, als würden die Feiertage eine vorrübergehende Entspannung mit sich bringen.

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Kala Christujenna

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Die letzten vorweihnachtlichen Tage scheinen das die Lage zu beruhigen, seit Sonntagmorgen gab es keine mir bekannten Vorkommnisse.
Ich selbst wünsche allen Lesern ein frohes Fest, danke für die große Aufmerksamkeit in den letzten Wochen. Für die nächsten drei Tag wird hier wahrscheinlich kein Eintrag erscheinen, da ich den heiligen Abend in Thessaloniki verbringen werde. Aber es ist davon auszugehen, dass nächstes Wochenende wieder zu kleinen Ausschreitungen um die Politechnio herum kommen könnte.
Die Stadt selbst geht völlig im Konsumrausch auf. Die wiedereröffneten Läden in der Ermou werden von Kaufwilligen bevölkert, als wäre vor zwei Wochen hier nichts passiert.

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Keine weiteren Vorkommnisse

Von der Polizei ebenso wie von den Randalierern der letzten Nacht war tagsüber nichts mehr zu sehen. Die Politechnio war, zumindest auf den Außenhöfen, fast leergefegt. Nur eine Prise Tränengas in der Luft referierte auf die letzte Nacht, ebenso unzählige Glassplitter der geworfenen Molotow-Cocktails. Die ausgebrannten Mülltonnen dienten wieder ihrer eigentlichen Funktion als Abfallbehälter.

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Weitere Unruhen am Samstag

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Auch nach zwei Wochen sind die Aufstände um die Politechnio noch nicht beendet, wie die heuteige Nacht zeigt. Gegen 22.00 Uhr am Abend begannen die ersten Unruhen im Viertel. Mehrere kleine Feuer brannten, die Polizei marschierte auf.
Seit ca. 23 Uhr durchbrechen immer wieder Explosionen um die Politechnio die Nachtruhe. In meiner Straße kommt es wiederholt zu Gefechten zwischen Polizei und Protestanten (siehe Videos). „Malakes“-Rufe sind ebenso zu hören wie laute Musik aus der Politechnio. Der grüne Strahl eines Laserpointers wandert von Seiten der Randalierer immer wieder durch die Straßen. Abermals treibt das allgegenwärtige Tränengas mich zurück in Wohnung.

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Ein Polizeitrupp hält konstant Stellung an der Kreuzung unter meinem Balkon. Ein weißer Kombi fährt heran. Ein Mann in Zivil steigt aus, einer der Polizisten läuft auf ihn zu. Das Visier wird hochgeklappt und der scheinbare Zivilpolizist hantiert, unkenntlich aus meiner Perspektive, im Gesicht des anderen. Eine Nebelgaswolke zieht schließlich schnell durch die Straßen und umgibt auch das Auto, der Zivilbeamte steigt schnell ein und fährt davon.

Nachtrag: Mehr Details über die Ereignisse der vergangenen Nacht bei der BBC und dem Spiegel.

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Musikalischer Protest

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Gegen 15 Uhr wurde am Syntagmaplatz heute eine Demonstration abgehalten. Wenige hundert Menschen versammeten sich neben dem Parlamentsgebäude und demonstrierten friedlich unter strenge Bewachung der Polizei. Zu Ausschreitungen kam es nach meinen Quellen nicht.

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Am Hauptgebäude der National und Kapodistrias Universität fand am Nachmittag und Abend ein Konzert mit diversen Bands statt. Das Publikum war entspannt, es wurde Bier getrunken und Gras geraucht. Fast wie bei einem gewöhnlichen Rockfestival, allerdings wurde stets der politische Aspekt betont. Viele Organisationen und Gruppierungen verteilten Flyer und Zeitungen, Plakate und Fahnen waren überall in der Menge zu erkennen. Zwischen den (wahrscheinlich lokalen und eher unbekannten) Bands, die jeweils nur einen Song spielten, wurden Texte rezitiert, kurze Reden gehalten und den Ereignissen der letzten Tage gedacht. Besonderen Beifall erhielt ein Sketch, bei dem auf der Bühne ein Polizist mit Clownsnase phantomimisch die leichtfertige Gewaltbereitschaft der Polizei darstellte und lächerlich machte, indem er völlige Unkenntnis vom Gebrauch der (mit einer Hand dargestellten) Schusswaffe demonstrierte.

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Wiederholt gesperrte Straßen

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Gestern Nachmittag unternahm ich einen Besuch bei meinem besetztem Institut, dem Departement of Mass Communication and Mass Media. Da die Fakultät kein eigenes Gebäude besitzt, sind Büro und Unterrichtsräume auf verschiedene Orte im Zentrum Athens verteilt. Vorlesungen werden in Nomiki, der nun besetzten juristischen Fakultät, abgehalten, Seminare finden zum Großteil in einer Seitenstraße der Ermou, nahe am Syntagma, statt. Zu letzterem begab ich mich, um mir selbst ein Bild von der Lage zu machen.
Im Foyer saßen ungefähr 10 Studenten, sie redeten laut und durcheinander. Ich wurde beim Passieren keines Blickes gewürdigt. Zwei Stockwerke höher wurde ein Unterrichtsraum zur Notunterkunft umfunktioniert, mehr als 20 Schlafsäcke lagen auf dem Boden verteilt. An den sonst weißen Wänden des Gebäudes prangerten Parolen in dicken schwarzen Lettern. Der Aufenthaltstraum für Studenten, der mit seiner Einrichtung wirkt wie eine Mischung aus Asta-Büro, Partykeller und Spielwiese, ist vorübergehend die „Zetrale“ der Katalipsi. In den nächsten Tage werden hier Papiere gefaltet und Diskussionen ausgetragen werden. Die Atmosphäre ist entspannt. Ein Junge wirft immer wieder einen Ball gegen die Wand und fängt ihn, man trinkt Bier, gegen 14 Uhr am Nachmittag. Von politischer Anspannung ist hier nichts zu erkennen. Die Szenerie wirkt wie eine Klassenfahrt unter Freunden, Getränke werden fein säuberlich mit einer Strichliste abgerechnet, Zigaretten geraucht und Witze gerissen. Sobald die Gesprächsthemen vom Privaten ins Politische abgleiten, sind die meisten Studenten doch schnell hellhörig diskutierend bei der Sache.
Bis zum 8. Januar werde man das Haus besetzten, dann werde über weiteres Fortschreiten entschieden. Nach zweimaligen Besetzungen in den letzten Jahren, im Frühjahr 2005 und Sommer 2007, sind die meisten Studenten das Procedere gewohnt und sehen auch kein Problem darin, hier im Gebäude länger auszuharren. Man erzählt mir, dass sich hier pro Nacht mindestens 15 Leute aufhalten, tagsüber wechseln die Zahlen zwischen 20-40 Besetzern. Der Unterrichtsbetrieb vor Weihnachten fällt komplett aus. Jeden Tag um 16 Uhr gibt es eine Versammlung der Studierenden des Instituts, um die Neuigkeiten des Tages auszutauschen und zu debattieren. Zu den anderen besetzten universitären Gebäuden hält man Kontakt, jedoch agiert jede Einrichtung autonom und unabhängig der anderen. Gewaltbereit ist man hier scheinbar nicht, allerdings nimmt man jede Möglichkeit wahr, auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren. „Das Ganze hier ist die einzige Möglichkeit, um zu zeigen, dass uns das hier alles nicht passt“, raunt einer der älteren Studenten, und mit einem verschmitzten Grinsen fügt er hinzu: „Wenn ich ehrlich bin, verändern wird sich sowieso nichts. Die Probleme werden bleiben.“
4200 Tränengasbomben soll die Polizei in Athen innerhalb einer Woche gezündet haben. Den vorübergehenden Mangel an Tränengas habe die Regierung mit Einkäufen in Israel behoben. Die Polizeigewalt hält man auch hier für viel zu hoch, Tränengas werde hier bei fast jeder Demonstration eingesetzt. Natürlich ist die Polizei zu gewalttätig (siehe Bericht der BBC) – aber man kenne es gar nicht anders. Nach Meinung eines Studenten war die Polizei die letzten Tage „meist unsichtbar, doch sie war da“, für die nächsten Tage rechne man hier ebenso mit weiteren kleinen Ausschreitungen: „Es wird was passieren, vielleicht morgen, vielleicht übermorgen, wer weiß.“

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Heute versammelte sich mittags eine Schülerdemonstration am Omoniaplatz und zog schließlich friedlich Richtung Syntagma. Den abgebrannten Weihnachtsbaum hat man dort durch einen Neuen ersetzt.
Später kam es doch zu Auseinandersetzungen und Angriffe auf die Polizei in der Nähe des Parlaments. Tränengas wurde ebenfalls eingesetzt, wie die BBC und der Spiegel berichtet.
Die roten Farbspuren am Syntagma zeugten auch ca. eine Stunde nach den Kämpfen von den Ausschreitungen. Reinigungskräfte begannen die Spuren zu beseitigen. Die Akadimias wurde komplett von der Polizei gesperrt, am Syntagma und Omonia konnte ich die Ankunft mehrerer Polizeibusse beobachten. Auch der kreisende Hubschrauber ist nun zurückgekehrt.

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Kleine Feuer in Exarchia

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Letzte Nacht gab es mehrere kleine Feuer in Exarchia. Für einige Zeit hing der Rauch von verbranntem Müll in der Luft. Mehrmals passierte eine Einheit der Polizei unsere Straße, von Kämpfen haben wir allerdings nichts gehört. Nahe am Unicampus Sougrafou, der gestern verschlossen blieb, sollen nachts drei Autos gebrannt haben.

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Ein Nachtrag zum letzten Blogeintrag: Vielleicht habe ich das Zitat der Griechin nicht deutlich genug als solches gekennzeichnet, so dass man den Sprecher eindeutig identifizieren konnte. Der Begriff „Zigeuner“ war wegen seiner negativen Konnotation ebenfalls nicht sehr geschickt gewählt, allerdings ist der Ausdruck eine Möglichkeit der Übersetzung des Wortes „Gypsies“. Die ganze Passage ist kein persönlicher politscher Kommentar meinerseits, sondern das Zitat eines Augenzeugen.

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